Fluorid im Trinkwasser: Macht es Kinder wirklich dümmer?
Der US-Bundesstaat Utah hat beschlossen, dass Trinkwasser kein Fluorid mehr zugesetzt werden soll. Obwohl es für gesunde Zähne sorgt, wird Fluorid immer wieder verdächtigt, die Intelligenz von Kindern zu mindern.

Fluoridiertes Trinkwasser ist in den USA eine ganz normale Sache. Mehr noch: Weil mit Beginn der Wasser-Fluoridierung 1945 die Karies-Fälle rapide sanken, nennt das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) die Maßnahme “eine der 10 größten Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit des 20. Jahrhunderts”.
Fluoride sind Salze der Fluorwasserstoffsäure. Sie dienen der sogenannten Remineralisierung des Zahnschmelzes und senken somit das Karies-Risiko.
Trotzdem hat Utah nun als erster US-Bundesstaat beschlossen, dass Schluss sein soll mit dem Fluorid im Wasser. Das dürfte US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy freuen. Er hatte noch vor der Amtseinführung von Präsident Donald Trump in einem Post auf X verkündet, die Trinkwasserfluoridierung stoppen zu wollen. Unter anderem, weil Fluorid neurotoxisch wirke und den IQ senke. Vor allem den von Kindern, deren Gehirne sich noch in der Entwicklung befinden.
Tatsächlich ist die Frage, ob Fluorid die Intelligenz von Kindern senken kann, immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Manche Studien fanden eine Korrelation zwischen der Fluorid-Konzentration im Urin von werdenden Müttern und den kognitiven Fähigkeiten ihrer Kinder. Fluorid kann in zu hohen Konzentrationen den Calcium-Stoffwechsel von Körperzellen so stören, dass Gehirnzellen geschädigt werden.
Eine im Januar diesen Jahres veröffentlichte Metaanalyse hat die Diskussion um den Zusammenhang zwischen Fluoridaufnahme und Intelligenz erneut entfacht.
Jan Hengstler ist Arzt für Pharmakologie und Toxikologie an der TU Dortmund und hat sich mit Fluorid und dessen potentieller Gefahr beschäftigt. Die Frage, ob Fluorid die sich noch entwickelnden Kindergehirne schädigen kann, sei durchaus berechtigt, sagt Hengstler. “Es ist ein komplexes Thema, das man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.”
Ein Review von 2020, an dem Hengstler beteiligt war, kommt zu dem Schluss, dass Fluorid bei den derzeitigen Expositionswerten in Europa nicht neurotoxisch für die menschliche Entwicklung ist. Das heißt auch: Die Dosis ist entscheidend.